Sowohl die Nahversorgung als auch die Vermarktung von regionalen Erzeugnissen und dem Kunsthandwerk stehen vor massiven Veränderungen. Die Stadtzentren werden immer leerer, die Wege immer weitläufiger und das umliegende Angebot stets etwas kleiner.
Der Direktvertrieb für regionale Händler wird immer zeitaufwändiger und kostenintensiver. Die ansässigen Kunsthandwerker müssen sich mit Amazon und Co. in den unmittelbaren Wettbewerb begeben. Immer größere Supermärke bzw. Discounter werden errichtet und treten als Vollsortimenter in den gegenseitigen Konkurrenzkampf. Erzeuger werden hierbei massiv unter Druck gesetzt.
Dabei möchten doch immer mehr Bürger nachhaltiger und umweltbewusster denn je leben, den regionalen Handel unterstützen, den Tourismus fördern und Transparenz zur Herkunft und Gewinnung unserer Konsumwaren erhalten. Der direkte Kauf beim Erzeuger bedeutet Wertschätzung von Lebensmitteln und Handarbeit. Unser wöchentlicher Einkauf dient schon lange nicht mehr nur der Versorgung mit notwendigen Gütern, vielmehr sollte Einkaufen wieder mehr zum bewussten Erlebnis werden. Kurze Wege und die Nähe zum Verbraucher bieten garantierte Frische und unverfälschten Genuss sowie beste Qualität.
Mit dem LEADER Projekt zur „Konzeptionierung einer zukunftsorientierten Vermarktungsstrategie für eine Nahversorgung mit dem Fokus auf Regionalität, Nachhaltigkeit und sozialem Austausch sowie der Vermarktung regionalen Kunsthandwerks mit überregionaler Anziehungskraft“, wollen wir unterschiedliche Konzepte für ganzheitliche Ansätze erarbeitet. Dabei sollen regionale Produzenten und kreative Handwerker sowie der bewussten Konsumenten zukünftig zusammen kommen und voneinander profitieren.
Das Ziel ist es, ein Stück „Heimat“ zu genießen, Aufklärung zu betreiben und das Bewusstsein zu stärken für regionale und nachhaltige Vermarktung.
In den kommenden Monaten werden wir Sie auf dieser Seite über die Entwicklung des Projektes informieren und stehen Ihnen bei Fragen rund um das Thema gern zur Verfügung.
KLEINPROJEKTE GESCHENKBOXEN
In der Phase der steigenden Infektionszahlen durch COVID-19 war absehbar, dass Weihnachtsmärke oder Frühlingsfeste bis auf Weiteres ausfallen müssen. In diesem Zeitraum haben wir uns mit Händlern und kreativen Köpfen zusammengesetzt und uns Gedanken gemacht, wie man die Stimmung solcher Veranstaltungen nach Hause bringen kann. Die Idee einer Themenbox war recht schnell geboren und so folgte auch zeitnah die erste Umsetzung.
Als Pilotprojekt starteten wir mit einer Weihnachtsvariante, auf die dann ein Osternest sowie ein Geschenkset zum Mutter- und Vatertag folgten. Verschiedene Händler erklärten sich bereit diesen Versuch der Direktvermarktung mit uns zu gehen und wurden nicht enttäuscht.
HÄNDLERAKTION BAUCHLADEN
Im Frühjahr 2022 hat der Tourismus- und Gewerbeverein Schneeberg (TGS) e.V. über das LEADER-Projekt eine Händleraktion umgesetzt, bei der sich über 40 kleine Händler aus der Innenstadt aus Schneeberg beteiligt haben.
Dabei wurden einmalig Rabattkarten über Bauchläden von Jugendlichen sowie dem Schneeberger Karnevalsverein verkauft und zusätzlich einfache Gutscheine mit einem Wert von je 10 € verlost. Durch diese Aktion konnten die Gewerbetreibenden der Schneeberger Innenstadt auf sich aufmerksam machen und Ihr regionales Angebot präsentieren. Sowohl Händler als auch Bürger haben die Aktion auch im Nachgang durchweg sehr positiv empfunden.
DER SCHNEEBERGER STADTGUTSCHEIN
Mit dem positiven Feedback haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir mit einer größeren, nachhaltigen Aktion dauerhaft innerstädtische Handelsstrukturen von Händlern über die nächsten Monate und Jahre unterstützen und der Regionalität wieder mehr Gewicht verleihen können. So kam uns die Idee einen regionalen, innerstädtischen „Stadtgutschein“ „kafdrham“ in Schneeberg zu etablieren.
Der „Stadtgutschein“ in der Größe einer EC-Karte soll mit einem Wert von 10 €, 15 € und 20 € aufgelegt werden. Zusätzlich wird der Gutschein mit einer separaten Glückwunschkarte überreicht. Diese hat typische Motive der Bergstadt. Damit verbinden wir Tradition, Heimat und Identität mit dem Handel von morgen. Ein freies Feld auf der Rückseite ermöglicht noch den Vermerk von eigenen Grußworten und macht es somit persönlich. Da die Geldwertkarten immer wieder verwendet werden können, schaffen wir hier eine langfristige und nachhaltige Zahlungsalternative und schonen damit Ressourcen.
Zu Beginn soll die Gutscheinkarte in einigen zentralen und höher frequentierten Anlaufstellen verkauft werden. Denkbar wäre unter anderem die Touristeninformation, das Kulturzentrum „Goldne Sonne“, die Volksbank und die Sparkasse.
Eingelöst werden kann die Karte in allen teilnehmenden Geschäften, Restaurants oder Institutionen. Je mehr innerstädtische Akteure sich für die Teilnahme an dem Stadtgutschein entscheiden, umso größer wird die Individualität. Mit einem breiten Angebot hat die Karte das Potential über alle Altersklassen eine Ansprache zu finden und somit auch auf Dauer erfolgreich zu sein. Per QR-Code oder unter der Homepage kann der Begünstigte alle Stellen zum Einlösen einsehen. Zudem wird pro Gutschein ein aktueller Flyer ausgehändigt.
Besonders das innerstädtische und regionale Kaufverhalten sowie die öffentliche Wahrnehmung der Stadt mit Ihren vielseitigen Angeboten kann damit wieder angeregt werden. In Zeiten des zunehmenden digitalen Konsums, ist es umso wichtiger zu reagieren. Mit einem Gutschein dieser Art, bieten wir der Bevölkerung eine attraktive Alternative zu den Geschenkkarten von Amazon & Co. Wenn wir es schaffen neben klassischen Gewerken auch Freizeiteinrichtungen oder das ortsansässige Kino dafür zu gewinnen, können wir auch den Wünschen der Generation von morgen gerecht werden.
Weiterhin streben wir Kooperationsmodelle an, wie zum Beispiel die Verwendung des Stadtgutscheines durch die Stadtverwaltung Schneeberg als „Begrüßungsgeld“ für Neugeborene oder bei den Stadtwerken Schneeberg als Mitarbeiterpräsent zu Geburtstagen oder Jubiläen. Zusätzlich ist auch ein Einsatz bei größeren Firmen vor Ort als steuerfreier Sachkostenzuschuss an Arbeitnehmer denkbar.
Jeder Gutschein wird durch uns individuell mit einem Code bedruckt. Dieser wird zur Abrechnung mit dem TGS genutzt. Die Abrechnung ist vorerst quartalsweise angedacht. Dabei soll die 100%ige Rückvergütung des Gutscheinwertes erfolgen.
Mit dem Projekt möchten wir zukunftsorientierte und regionale Werte schaffen. Besonders bei jungen Menschen möchten wir das Bewusstsein für die Heimat und die Schätzung der vorhandenen Regionalität stärken.
Wir wollen ein Zeichen setzten, gemäß dem Motto „Lauf nicht fort, Kauf im Ort“! #kafdrham
ABSCHLUSS LEADER-PROJEKT
Unser Fazit aus dieser Arbeit ist, dass die regionale Direktvermarktung wichtiger denn je ist und auch weiterhin viel Aufmerksamkeit bedarf. Doch nicht zwingend ist eine stationäre Marktvariante das Maß aller Dinge. Wir haben gezeigt, dass es viele Wege der lokalen Nahversorgung gibt und sind der Meinung, dass genau diese Mischung aus vielen unterschiedlichen Ansätzen essentiell ist. Denn die Ansprüche und auch Voraussetzungen jedes einzelnen können unterschiedlicher nicht sein.
Zudem haben wir die Erfragung gemacht, dass wirklich tolle und einmalige Projekte entstehen, wenn man kreative, handwerklich begabte, innovative Menschen mit Erzeugern aus dem Lebensmittel- oder Rohstoffbereich zusammenbringt. Auch die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Institutionen muss weiterhin gefördert werden um den sozialen Austausch mehr zu ermöglichen und Ideen gemeinsam zu entwickeln. Bei solchen Kombinationen entstehen auf beiden Seiten andere Sichtweisen, wovon alle profitieren.
Leider ist uns in der Vergangenheit auch bewusst geworden, dass es in diesem Bereich noch viel Aufklärungsarbeit bedarf. Noch lange nicht ist es jeden klar, worauf es in Zukunft ankommen sollte.
Mit der LEADER Förderung konnten wir einen Teil zum Aufbau beitragen. Unser Ziel ist es die entstandenen Ideen und Projekte auch zukünftig weiter fortzuführen.
Wir sind froh über die, aus unserer Sicht, erfolgreiche Umsetzung des Projektes „Konzeptionierung einer zukunftsorientierten Vermarktungsstrategie für eine Nahversorgung mit dem Fokus auf Regionalität, Nachhaltigkeit und sozialem Austausch sowie der Vermarktung regionalen Kunsthandwerks mit überregionaler Anziehungskraft“.
Denn genau das ist in den vergangen 28 Monaten entstanden. Wir freuen uns über ganz viel Vertrauen welches uns entgegengebracht wurde, über konstruktive Kritik aus der wir gelernt haben und auch über tolle Begegnungen mit wunderbaren Menschen.
Zuständig für die Durchführung der ELER-Förderung im Freistaat Sachsen ist das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Referat Förderstrategie, ELER-Verwaltungsbehörde.